Baur

Baur
Baur,
 
1) Erwin, Genetiker und Botaniker, * Ichenheim (heute zu Neuried, Ortenaukreis) 16. 4. 1875, ✝ Müncheberg 2. 12. 1933; 1911 Professor für Botanik in Berlin, 1927 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Züchtungsforschung in Müncheberg (1938 nach ihm Erwin-Baur-Institut benannt); tätig besonders als Pflanzengenetiker (Farbvererbung, Mutationen, multiple Allelie); Mitbegründer der »Deutschen Gesellschaft für Vererbungswissenschaft« (1921).
 
Werke: Einführung in die experimentelle Vererbungslehre (1911); Die wissenschaftliche Grundlage der Pflanzenzüchtung (1921); Grundriss der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene, 2 Bände (1921, mit E. Fischer und F. Lenz).
 
 2) Ferdinand Christian, evangelischer Theologe, * Schmiden (heute zu Fellbach) 21. 6. 1792, ✝ Tübingen 2. 12. 1860; seit 1826 Professor in Tübingen, hervorragender Kirchen- und Dogmenhistoriker. Von G. W. F. Hegel und J. S. Semler ausgehend, führte er nach einer Auseinandersetzung mit F. D. E. Schleiermacher die historisch-kritische Methode in die neutestamentliche Forschung ein und griff damit in den Streit um das Werk »Das Leben Jesu« von D. F. Strauss ein; er verstand die Geschichte des Urchristentums kritisch-spekulativ als dialektische Entwicklung, die vom Judenchristentum des Petrus (Gesetzeskirche) über das Heidenchristentum des Paulus (Geistkirche) zur katholischen Kirche als vorläufigem Ausgleich beider führt. Die neutestamentlichen Bücher sah er als Tendenzschriften der innerkirchlichen Richtungen. Das Programm dieser »Tendenzkritik« führten seine Schüler fort (»Jüngere Tübinger Schule«). Zu Lebzeiten war Baur wegen seiner oft einseitigen Urteile umstritten.
 
Werke: Die christliche Lehre von der Versöhnung in ihrer geschichtlichen Entwicklung (1838); Die christliche Lehre von der Dreieinigkeit und der Menschwerdung Gottes, 3 Bände (1841-43); Lehrbuch der Dogmengeschichte (1847); Kritische Untersuchungen über die kanonischen Evangelien (1847); Epochen der kirchlichen Geschichtsschreibung (1852); Geschichte der christlichen Kirche, 5 Bände (1853-63).
 
Ausgabe: Ausgewählte Werke in Einzel-Ausgaben, herausgegeben von K. Scholder, 5 Bände (1963-70).
 
 
K. Barth: Die prot. Theologie im 19. Jh. (61994).
 
 3) Franz, Meteorologe, *München 14. 2. 1887, ✝ Bad Homburg von der Höhe 20. 11. 1977; war ab 1930 Professor in Frankfurt am Main, 1929-45 Leiter des Instituts für langfristige Witterungsvorhersage in Bad Homburg von der Höhe; schuf Grundlagen für die Großwetterkunde und die langfristige Wettervorhersage.
 
 4) Fritz, Jurist, * Dillingen an der Donau 6. 7. 1911, ✝ Tübingen 2. 5. 1992; Professor für bürgerliches Recht und Prozessrecht in Mainz (1954) und Tübingen (seit 1956); trat mit Werken zum Sachen-, Zivilprozess-, Insolvenzrecht und als Kommentator des BGB hervor.
 
 5) Hermann, schweizerischer Architekt, * Basel 25. 8. 1894, ✝ Binningen 20. 12. 1980; unterhielt ab 1927 ein eigenes Architekturbüro in Basel; knüpfte an die avantgardistische Architektur der 1920er Jahre an. 1937-39 erbaute er in Basel die erste Schule im Pavillonsystem. Baur wurde v. a. auch durch wegweisende Veränderungen im katholischen Kirchenbau bekannt (u. a. Allerheiligenkirche in Basel, 1947).
 
 6) Jürg, Komponist, * Düsseldorf 11. 11. 1918; Schüler von P. Jarnach; war 1965-7l Direktor des Robert-Schumann-Konservatoriums in Düsseldorf, 1971-90 Professor an der Kölner Musikhochschule. Baur verwendet in seinen Kompositionen erweiterte Tonalität, serielle Techniken bis hin zu Aleatorik und Klangfarbenkomposition. Er schrieb Orchesterwerke sowie Kammermusik, Klavier- und Orgelwerke, Chorwerke und Lieder.
 
 
Werke:
 
Romeo u. Julia (Visionen für Orchester, 1963);
 
Ballade für Violine u. Orchester (1978);
 
Sentimento del tempo (Konzert für Bläsertrio u. Orchester, 1980);
 
Duisburg-Sinfonie (1983, »Pathetica«, für großes Orchester);
 
Fresken für Streichorchester (1985);
 
Marginalien über Mozart (1991, für Gitarre);
 
Fantasie für Englisch Horn u. Orgel (1994).

Universal-Lexikon. 2012.

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